13 Jahre nach Release erscheint mit "Shadows of the Damned - Hella Remastered" eine technisch leicht aufpolierte Fassung des spaßigen Suda-51-Shooters. Wie schlägt sich das durchgeknallte Action-Adventure heute? Das verrät unser Test!
- Das ist neu in Shadows of the Damned: Hella Remastered
- Die Story: Darum geht's in Shadows of the Damned
- Das Gameplay: Third-Person-Action mit Horror & Puzzle-Solving
- Die Inszenierung: Farbenfroh und völlig drüber
- Der Humor: Nicht jedermanns Sache
- Fazit: So gefällt uns Shadows of the Damned: Hella Remastered
- Diese Horror-Remakes & Remastered-Spiele machen auch Spaß
Für eine Remastered-Fassung von "Shadows of the Damned" gibt es wohl keinen besseren Zeitpunkt als jetzt: Neuauflagen liegen im Trend, Third-Person-Shooter ebenso - und mit dem erfolgreichen Remake von "Silent Hill 2" ist gerade ein weiteres Horrorspiel erschienen, zu dem Kultkomponist Akira Yamaoka ebenfalls die Musik gemacht hat. Ein Selbstläufer also für Dämonenjäger Garcia Hotspur? Das klärt unser Test!
Falls ihr den Mann dahinter nicht kennt: Goichi Suda, genannt "Suda51", ist ein selbsternannter Punk der Videospielszene: Seine stilistisch meist auffälligen und in der Regel durchgeknallten Spiele trotzen oft gängigen Trends und machen einfach, was sie wollen. Am bekanntesten darunter ist wohl die "No More Heroes"-Reihe.
"Shadows of the Damned" aus dem Jahre 2011 jedoch ist zwar in Design und Story ebenfalls völlig verrückt, vom Gameplay her aber eher traditionell: Dem Pfad von "Resident Evil 4" folgend, spieltet ihr auch hier einen schlauchigen Third-Person-Shooter im dörflichen Grusel-Setting mit Über-die-Schulter-Perspektive.
Das ist neu in Shadows of the Damned: Hella Remastered
Mit "Shadows of the Damned: Hella Remastered" erscheint nun pünktlich zu Halloween die technisch aufgepeppte Version des Spiels: Die daddelt ihr ab dem 31. Oktober 2024 auf PC, PS4/5, Xbox und sogar der Nintendo Switch. Das Game ist dabei (dem Titel entsprechend) eine lupenreine Remastered-Version: Es handelt sich demnach um eine inhaltlich identische Fassung. Lediglich die Technik hat Entwickler Grasshopper Manufacture etwas geschliffen:
Die Optik ist rundum für die neuen Systeme optimiert und knackig scharf bei 4K - was natürlich die in die Jahre gekommene, kantige Grafik von früher allzu offensichtlich macht. Dafür läuft das Game auf den neuen Systemen flüssig bei 60 Frames - das fiel uns beim Test besonders auf. Die Nintendo Switch muss sich allerdings mit 30 Frames die Sekunde begnügen.
Neu sind außer der Technik lediglich der New-Game-Plus-Modus sowie vier Kostüme für den Hauptcharakter - und natürlich Trophy-Support für die Konsolen von heute. Habt ihr also richtig neue Inhalte erwartet, werdet ihr enttäuscht. Wollt ihr aber "Shadows of the Damned" als alter Fan einfach nur noch einmal spielen, könnt ihr das bedenkenlos tun: Die technische Umsetzung ist patzerfrei und macht, was sie soll, das Spiel ist genau so gut, wie es immer war. Ach, ihr kennt es gar nicht? Dann holen wir euch jetzt ins Boot!
Die Story: Darum geht's in Shadows of the Damned
Dämonenjäger Garcia Hotspur erwartet eine böse Überraschung, als er eines Abends nach Hause kommt: Gellende Schreie ertönen aus dem Schlafzimmer und als der Tough Guy in Lederjacke hineinstürmt, dann das blanke Grauen: Der Herr der Unterwelt, Oberdämon Fleming, entführt seine Liebste Paula vor seinen Augen - und der ruppige Biker mit den noch ruppigeren Sprüchen kann erst einmal nichts tun. Wieder aufgerappelt, steigt er in die Tiefen der Hölle hinab, um sie zu retten - und es wird ein wilder Ritt!
Das Gameplay: Third-Person-Action mit Horror & Puzzle-Solving
Die erste Spielhälfte dominieren dabei aber nicht die sonst höllenüblichen brennenden Schlunde, sondern eher unheimliche, europäisch angehauchte Dörfer - "Resident Evil 4"-Fans kennen das. Hier winken dann primär Ballereien aus der bekannen Perspektive. Das Zielen und Schießen funktioniert dabei dank Laserpointer und smoother Steuerung sehr präzise und die Köpfe der zombieartigen Dämonen explodieren Reihenweise. Kommt der Feind zu nahe, dodgt ihr Attacken per Rolle oder attackiert den Feind mit einer praktischen Fackel im Nahkampf.
Apropos Licht: Die häufigen Environmental Puzzles zwischen der Action kreisen meist ums Konzept Licht vs. Dunkelheit: So hüllt euch und die Umgebung regelmäßig eine (bei zu langem Verweilen) tödliche blaue Finsternis ein und nur mit einem Lichtschuss auf einen oft verborgenen Ziegenkopf (!) kehren Helligkeit und Leben zurück.
Anderswo blockieren drahtige (!) Dämonenhaare eine Tür und ihr seht den Weg zum Schalter nur bei Dunkelheit. Ein Schuss auf den Schwachpunkt macht dann den Weg frei. An anderen Stellen fungieren zickige Babydemons als Türschloss und wollen erst mit manchmal gut versteckten Erdbeeren oder auch Gehirnen (!) gefüttert werden.
Das (auch optisch) interessante Feature kommt aber ebenfalls bei den Kämpfen zum Einsatz: Manchmal ist etwa auch der Feind von Dunkelheit umgeben und dadurch unverwundbar. Erst ein spezieller Lichtschuss vertreibt den wabernden Schild und macht ihn anfällig für eure Angriffe. Da diese Attacke langsamer vonstatten geht, als der normale Schuss, müsst ihr bei den oft im Mob angreifenden Fieslingen ständig die Position wechseln, um nicht überrannt zu werden.
Schön, dass euch das Spiel aber recht zügig mit immer mehr schnelleren und stärkeren Waffen versorgt. Die übermächtige Schrotflinte killt die meisten Dämonen mit einem Schuss, der Teether - eine Art Maschinengewehr - feuert im Supertempo Projektile ab. Alle Waffen wertet ihr beim Händler Christopher auf, um Schaden und Präzision zu erhöhen oder ganz neue Funktionen zu nutzen. Dazu drückt ihr dem Shop-Inhaber wertvolle rote Edelsteine in die Kralle und er göbelt euch die Ware im Anschluss vor die Füße - bäh!
Ab und an weicht "Shadows of the Damned: Hella Remastered" aber auch von der Formel ab und wirft euch für mehr Abwechslung in ganz andere Szenarien. So fliegt ihr zum Beispiel an einer Stelle in der künstlerischen 2D-Perspektive durch einen Bullethell-Sidescroller und ballert zu eigenartiger Drehorgelmusik auf Marionetten-artige Gegner. Das sind sehr nette Ideen, die oft völlig überraschend kommen.
Die Inszenierung: Farbenfroh und völlig drüber
Noch spezieller macht das Spiel jedoch nicht unbedingt das Gameplay, sondern die Suda-typische durchgeknallte Gesamtinszenierung: Die Levels strotzen vor kräftigen, übersteuerten Farben, die Gegner sind durchgeknallt, das Sounddesign völlig drüber, die Musik pulpig und rockig. Komponist Akira Yamaoka zeigt sich hier wirklich von seiner kreativsten Seite denn von akustischem und rockigerem Gitarrensound über ruhige Pianoklänge bis hin zu drängendem 80s-Elektro ist hier alles dabei.
Höhepunkt der Inszenierung sind aber die vielen gelungenen Bosskämpfe. Ob durchgeknallte Biker-Serial-Killer, riesige Ziegendämonen oder flinke Sensemann-Damen: Fleming wirft euch eine opulente Rige aus gestörten Widersachern entgegen, die alle eine spezielle Taktik erforden. Cool außerdem: Die Bosse bekommen im Vorfeld eine gruselige Backstory spendiert, die ihr euch in einem Märchenbuch anlest. Das schafft Stimmung und füllt die gerne leeren Hüllen des Third-Person-Shooter-Genres mit Charakter.
Der Humor: Nicht jedermanns Sache
Ein Stolperstein für einen Teil der Zielgruppe könnte jedoch der spezielle Humor des Spiels sein: Der bewegt sich nämlich in der Regel sehr tief unter der Gürtellinie. Gerade in Woke-Zeiten mag der derbe, oft sexuelle Humor der Originalfassung ein wenig deplatziert sein. Die in spielbaren Halluzinationen auftauchende Paula trägt meist nur Dessous, an einer Stelle lauft ihr sogar einer gigantischen, stöhnenden Variante von ihr über den halbnackten Körper.
Oder ihr schießt ihr in einer Art Tower-Defense-Minispiel mit eurem auf enorme Größe gewachsenen "Big Boner" (!) unter Zeitdruck auf riesenhafte Dämonen. Von den im Skakatotempo erfolgenden Sprüchen eures plappernden Knarren-Sidekicks Johnson mal ganz abgesehen.
Fazit: So gefällt uns Shadows of the Damned: Hella Remastered
Technisch hat der Zahn der Zeit genagt an "Shadows of the Damned" - doch Spaß macht das durchgeglühte Action-Adventure allemal: Die Third-Person-Action ist präzise und schnell, die Levels abwechslungsreich und die Bossfights echte Highlights. Außerdem sticht die Optik trotz des unscharfen Looks und der detailarmen Umgebungen vom Style her immer noch völlig aus der Masse hervor. Nicht so gut gealtert ist (vermutlich für viele Spieler*innen) der Humor des Spiels. So gut wie immer unter der Gürtellinie und an der Grenze zum Sexistischen, nähert sich die Woke-Generation dem Suda-51-Spiel eher vorsichtig. Ist dir das an einem (sowieso eher selbstironischen) Videospiel egal, hast du einen Riesenspaß mit "Hella Remastered". Und die Fans von früher wissen eh, wie der Hase hier läuft.
Diese Horror-Remakes & Remastered-Spiele machen auch Spaß
Lust auf noch mehr Horror und Third-Person? Diese sechs Remakes und Remastered-Fassungen könnten Fans von "Shadows of the Damned: Hella Remastered" gefallen!
Silent Hill 2
Das aktuelle Remake von "Silent Hill 2" ist eine echte Granate geworden: Schick, umfangreich und wirklich gruselig, befriedigt das Spiel nicht nur alte Fans - und der Soundtrack von Akira Yamaoka ist einfach genial.
Resident Evil 4
Ohne die Actionperspektive von "Resident Evil 4" hätte es "Shadows of the Damned" wohl nie gegeben - und auch das Remake von Capcoms innovativem Horror-Shooter ist eine eine echte Achterbahn, die in jeder Kurve überrascht.
The Last of Us Part 2
Mit seinen Zwischensequenzen auf Hollywood-Niveau und einer emotionalen Story ist Teil 2 des postapolakyptischen Horrorabenteuers erneut der Hammer. Und die Third-Person-Action nebst Stealth ist drängend und intensiv.
Alan Wake
Der Erstling ist auch im Technik-Update ein viel straighteres Actionspiel als die Survival-Horror-lastige Fortsetzung - und deutlich näher an "Shadows of the Damned". Suchst du nach einem ungewöhnlichem Shooter nebst toller Story, bist du hier richtig.
Dead Space
Auch "Dead Space" folgte dem Actionhorrortrend von "Resi 4" - und das Hochglanzremake sieht derart fantastisch aus, dass man kaum glaubt, dass das Original 16 Jahre alt ist. Das ändert freilich nichts an der wahnsinnigen Qualität des Deep-Space-Grusels.