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Kino

„Yesterday“: Deshalb kam ein Scherz die Macher teuer zu stehen | Danny Boyle-Interview

Ab dem 11. Juli läuft die "Beatles"-KomödieYeserday“ in den deutschen Kinos. Wir trafen Regisseur Danny Boyle zum Interview und erfuhren ein kleines Geheimnis.

Regisseur Danny Boyle auf der UK-Premiere seines Films "Yesterday"
Im "Yesterday"-Interview verriet uns Regisseur Danny Boyle, weshalb ein kleiner Scherz große finanzielle Folgen hatte. Foto: Jeff Spicer/Getty Images
Inhalt
  1. Erfolgsregisseur Danny Boyle im „Yesterday“-Interview
  2. In „Yesterday“ wird aus „Hey Jude“ „Hey Dude“ – Autsch!
  3. Statt den „Beatles“ sollte der Brexit ausgelöscht werden, findet Danny Boyle

Früher oder später begegnet ihnen jeder: den "Beatles". Die britische Beat- und Popband wurde 1960 gegründet, zehn Jahre später gingen John Lennon, Paul McCartney, Ringo Starr und George Harrison getrennte Wege. Zwei der Original-Bandmitglieder sind mittlerweile verstorben, doch die Songs der Band leben weiter.

Mit der Magie der „Beatles“ beschäftigt sich auch „Yesterday“, der neue Film von „Notting Hill“-Autor Richard Curtis und Erfolgsregisseur Danny Boyle („Trainspotting“, „The Beach“, „Slumdog Millionaire“). Die Film-Hommage erzählt jedoch nicht die Geschichte der vier talentierten Songwriter und Performer, im Gegenteil, sie erzählt von einer Welt ohne „Beatles“ - und setzt ihnen trotzdem ein Denkmal. Das gelingt den Filmemachern, indem sie ein Szenario entwerfen, in dem es nach einem mysteriösen Stromausfall zu einer Art kollektiven Gedächtnisverlusts kommt – die Folge: Die Erinnerung an die Beatles (und andere popkulturelle Phänomene wie Coca Cola) ist aus den Köpfen der Menschen verschwunden. Lediglich Jack Malik (Himesh Patel), ein erfolgloser Musiker, kann sich noch an die Welthits erinnern – eine unglaubliche Karrierechance, die jedoch zu einem Gewissenskonflikt führt.

 

Erfolgsregisseur Danny Boyle im „Yesterday“-Interview

Wir trafen Regisseur Danny Boyle zum Interview und sprachen mit ihm über seinen ungewöhnlich leichten und witzigen Film, die Musik der Sechzigerjahre und den Brexit. Ort des Interviews: Hamburg. Auch in Bezug auf den Film ein geschichtsträchtiger Ort, wie Boyle gegenüber „TV Movie Online“ erklärte: „Um genau zu sein, ist Hamburg der Ort, an dem die Beatles ihre Spielfertigkeit geschmiedet haben und das ist etwas Entscheidendes, denn aus ihrem Selbstbewusstsein als Band erwuchs ihre Fähigkeit selbst Songs zu schreiben – etwas, das Elvis beispielsweise nie getan hat.“

Dass Danny Boyle bei „Yesterday“ Regie führte, ist gar nicht so selbstverständlich. Immerhin ist er selbst gar kein ausgewiesener Beatles-Fan. „Richard Curtis, der das Drehbuch geschrieben hat, ist völlig Beatles-verrückt. Er weiß alles über sie, absolut ALLES. Ich war eher ein Bowie- oder Zeppelin-Fan, um ganz ehrlich zu sein. Sie haben meine Jugend geprägt – bis ich den Punk für mich entdeckt habe“, verrät Boyle lachend.

Wie viele Menschen seiner Generation verbindet der 62-Jährige natürlich trotzdem eine Menge mit der Gruppe. „Ich war sieben Jahre alt, als der Hype um sie in England explodierte. Meine Zwillingschwester war in Paul Paul McCartney verliebt, also imitierte sie ihn immer und ich tat so, als sei ich John Lennon. Unsere kleine Schwester war dann entweder George oder Ringo – je nach Bedarf.“

Doch, obwohl die Beatles so viele Leben beeinflusst haben, sind die wahren Revoluzzer für Danny Boyle die kreischenden Mädchen, die bei Konzerten der Band für Furore sorgten. „Sie haben Geschichte geschrieben“, so Boyle. Man habe sie damals zwar als verrückt und hysterisch abgetan, doch diese ‚Beatlemania ‘ habe Ringo und Co. berühmt gemacht und sie mit einem Knall in die Mitte der Gesellschaft katapultiert. Boyle vergleicht die Bilder der scheidenden Frauen sogar mit dem Mauerfall - „Daraus resultierte dann, dass junge Menschen nicht länger tun wollten, was man ihnen diktierte, nicht mehr zur Armee wollten, nicht länger die Jobs ausüben wollten, die sie von ihren Eltern geerbt hatten.“ Liebe, Selbstentfaltung, künstlerische Freiheit, all das sei in der Folge erwachsen, erklärt der Regisseur mit leuchtenden Augen.

Einen Lieblings-Beatlessong hat Boyle natürlich auch: „Hello – Goodbye“. „Die letzten 40 Sekunden des Tracks sind die pure Perfektion für mich. Ich liebe es, zu tanzen, und bei diesem Song kann man einfach nicht mehr damit aufhören, wenn man ihn hört.

 

In „Yesterday“ wird aus „Hey Jude“ „Hey Dude“ – Autsch!

Trotz allem Respekts für die „Beatles“ haben sich die „Yesterday“-Macher einen kleinen Scherz erlaubt. Auf Anraten von Gaststar Ed Sheeran, der in der Musikkomödie sich selbst spielt, wird im 21. Jahrhundert aus dem Klassiker „Hey Jude“ nämlich „Hey Dude“. „Ein großartiger Scherz“, findet Boyle. „Aber wir wollten, dass die Zuschauer in den Credits noch einmal die echte Version hören, nachdem wir unseren Schabernack mit einem der großartigsten Lieder aller Zeiten getrieben haben.“ Der Scherz kam die Produzenten prompt teuer zu stehen -  „Wir haben die Beatles um Erlaubnis gefragt, die volle Sieben-Minuten-Version von ‚Hey Jude‘ zu benutzen – das ist wirklich teuer. Die Lizenz, um die Songs selbst zu performen ist schon nicht billig, aber die Master-Recordings sind wirklich teuer und sie geben sie auch nicht oft her. Wir hatten Glück – und haben viel Geld bezahlt.“

 

Statt den „Beatles“ sollte der Brexit ausgelöscht werden, findet Danny Boyle

Das Gedankenspiel in „Yesterday“ sei zwar reizvoll und interessant, trotzdem möchte Boyle natürlich nicht, dass die „Beatles“ aus der Erinnerung der Menschen verschwindet. Stattdessen würde er viel lieber den Brexit ungeschehen machen, mit dem sich die Briten seit dem Referendum im Juni 2016 herumärgern müssen. „Frag irgendeinen Briten und er wird das antworten – naja, zumindest 60 Prozent. Der Brexit und Nacho [Nigel] Ferage und diese ganzen Witzfiguren.“

Einen Film, der das Volksentscheid in Großbritannien ungeschehen machen wird, wird es wohl nicht geben. Ab dem 11. Juli läuft dafür „Yesterday“ in den deutschen Kinos – wesentlich witziger und vor allem viel besser für die Ohren als politische Debatten!

 

* von Anna Peters



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