Mit der 11. Generation seiner CPUs will Intel den Zen3-Prozessoren von AMD Paroli bieten. Im Test verraten wir, ob sich der Kauf des i9-11900K und des i5-11600K derzeit lohnt.
Während die Grafikkarten-Situation weltweit immer noch extrem angespannt ist (und vermutlich auch noch monatelang so bleiben wird), was vor allem leistbare und moderne GPUs von Nvidia und AMD angeht, entspannt sich die Situation bezüglich der neuesten Generation der Desktop-Prozessoren immer weiter. Mittlerweile sind zumindest aktuelle CPUs wieder zu den (fast) üblichen Marktpreisen erhältlich und dazu gehört auch die 11. Generation der Intel-Prozessoren, die Rocket Lake getauft wurde. Mit der wollte Intel eine adäquate Antwort auf die Zen 3-Generation von Konkurrent AMD liefern, die u.a. den Ryzen 5600x und Ryzen 5900x hervorgebracht hat, die in puncto Leistung dem einstigen Platzhirschen seit Ende 2020 definitiv Paroli bieten können. Doch gerade bei sinkenden Preisen stellt sich vielen Gaming-Fans die Frage: Lohnt sich aktuell ein Upgrade auf Rocket Lake? Oder ist es doch sinnvoll auf Alder Lake zu warten, der 12. Generation an Intel-Prozessoren? Und wie viel schneller ist ein deutlich teurer i9-11900k gegenüber einer Mittelklasse-CPU wie dem i5-11600k beim Zocken wirklich?
Das versuchen wir in unserem Test zu prüfen und setzen die brandneuen Intel-CPUs auch in mehreren Gaming-Benchmarks mit der Konkurrenz von AMD im Vergleich.
Intel: i9-11900k vs. i5-11600k: Voraussetzungen | Die größten Unterschiede
Mit der 11. Generation der Intel-Prozessoren für Desktop-CPUs verabschiedet sich Intel auch von den bisherigen 14-nm-Fertigung, die spätestens mit der Alder Lake-Generation Geschichte sein wird (Erscheinungstermin: Voraussichtlich Ende 2021). Doch bevor es soweit ist steigt Intel erst einmal auf den PCIe 4.0-Zug auf und will mit Rocket Lake noch einmal ein Gegenstück zu AMDs Ryzen 5000er-Reihe bieten, die sich performancetechnisch nicht nur an den bisherigen Thronfolger herangeschlichen haben, sondern den i9-10900K ihn in einigen Disziplinen sogar übertrumpfen konnten. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass Intel für sein neues Flagschiff die Kernzahl sogar herunterfährt: Die neue Referenz-CPU ist mittlerweile nur noch mit acht statt zehn Kernen ausgestattet. Damit besitzt der i9-11900k ein Drittel weniger CPU-Kerne als der Ryzen-Konkurrent 5900x. Der i5-11600k tut es hingegen dem Ryzen 5600x gleich und arbeitet mit 6 CPU-Kernen und 12 Threads.
Wo die konkreten Hardware-Unterschiede zwischen dem 11900k und dem 11600k liegen, seht ihr an der nachfolgenden Tabelle:
Prozessor | Kerne/Threads | Standard Frequenz | Boost Frequenz | L3 Cache | TDP | UVP |
---|---|---|---|---|---|---|
i9-11900K | 8 Kerne / 16 Threads | 3500 Mhz | 5300 Mhz (Single) | 16 MB | 125W | 539 Dollar |
i5-11600K | 6 Kerne / 12 Threads | 3900 Mhz | 4900 Mhz (Single) | 12 MB | 125W | 262 Dollar |
Ryzen 5900x | 12 Kerne/24 Threads | 3700 Mhz | 4800 Mhz | 64 MB | 105W | 549 Euro |
Ryzen 5600x | 6 Kerne /12 Threads | 3700 Mhz | 4700 Mhz | 32 MB | 65W | 299 Euro |
Preislich liegen zwischen den beiden spannendsten Modellen der Rocket-Lake-S-Generation natürlich Welten: Der i9-11900K ist mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 539 US-Dollar in den Gefilden eines Ryzen 5900x. Der i5-11600K soll hingegen nur 262 US-Dollar kosten. Doch natürlich weicht der aktuelle Straßenpreis (Stand 25. Mai 2021) der beiden Intel-Modelle dann doch von dem ursprünglichen UVP ab: Laut Idealo ist der i9-11900K für ca. 600 Euro erhältlich, während der i5-11600K aktuell für knapp 246 Euro angeboten wird und damit spürbar günstiger als ein Ryzen 5600x (Günstigster Kaufpreis aktuell: 288 Euro). Was die Kompatibilität und Voraussetzungen angeht, sind die brandneuen Rocket Lake-CPUs mit allen Mainboards der 500er-Reihe kompatibel: Konkret könnt ihr also Mainboards mit den Chipsätzen Z590, H570, B560 oder H510 ohne Probleme mit dem 11900K und dem 11600K betreiben. Auch die beliebten Z490- sowie H470-Mainboards sind nach BIOS-Update mit der 11. Generation der Intel-Prozessoren kompatibel.
i9-11900k vs. i5-11600k: Mit verschiedenen Spielen getestet
Wir haben beide Prozessoren mit einer Nvidia Geforce RTX 3090 FE, DDR4-3200 RAM von Corsair sowie einem ASUS ROG MAXIMUS XIII HERO Z590-Mainboard getestet. Das System wurde mit einem Noctua NH-D15 gekühlt und im Standard-Takt für die Gaming-Tests betrieben (ohne Overclocking). Selbstverständlich ist uns bewusst, dass die wenigsten Konsumenten eine RTX 3090 im System verbaut haben, doch gerade im Anbetracht von potenten Gaming-Buids, die man mit der Intel 11000er-Reihe aufbauen will, wollten wir die GPU-Limitierung so niedrig wie möglich halten. Wie allerdings schon bei unserem Ryzen 5000er-Vergleichstest lässt sich feststellen, dass zwischen Mittelklasse- und Oberklasse-CPUs ab einer bestimmten Auflösung und bei grafisch anspruchsvollen Spielen oftmals die Leistungsunterschiede absolut marginal sind.
Denn selbst bei einem aktuellen Schwergewicht wie "Cyberpunk 2077" lässt sich sehr schnell feststellen, dass die GPU-Limitierung schon bei einer Auflösung von 1080p mit Ultra-Einstellungen greift und zwischen den Prozessoren kaum Unterschiede festzustellen sind.
Cyberpunk 2077 (1080p Ultra Einstellungen, kein Raytracing oder DLSS)
- i9-11900K: 110 FPS
- Ryzen 5900x: 109 FPS
- i5-11600K: 108 FPS
- Ryzen 5600x: 108 FPS
Cyberpunk 2077 (4k Ultra Einstellungen)
- Ryzen 5900x: 41 FPS
- Ryzen 5600x: 41 FPS
- i9-11900K: 41 FPS
- i5-11600K: 41 FPS
So läuft "Cyberpunk 2077" auf unserem Testsystem in der Benchmark-Sequenz in Ultra-Einstellungen (ohne Raytracing) fast identisch zwischen dem i9-11900K und dem i5-11600K. Auch im Vergleich mit den Ryzen-CPUs sind keine größeren Abweichungen festzustellen. Ab einer niedrigeren Auflösung als 1080p bzw. deutlich reduzierten Details werden die CPUs langsam zum "Bottleneck", allerdings auch nur bei einer RTX 3090, denn bei schwächeren Grafikkarten nähern sich die FPS wieder deutlich an.
Und hier zeigt sich schon das vermeintliche "Problem", das wir in weiteren Spiele-Benchmarks exakt so wiedergefunden haben: Je höher die Auflösung sowie Detaileinstellungen in den Spielen, desto minimaler wird der Unterschied zwischen dem 11900K, dem 11600K sowie den Ryzen 5000er-CPUs, weil selbst die stärkste Grafikkarte auf dem Markt ab einer Auflösung von 1440p meist zum Flaschenhals wird. Und wer will mit einem High-End-System grafisch brillante Spiele wie "Cyberpunk 2077" tatsächlich mit einer Auflösung von 1080p unter Ultra-Einstellungen zocken?
Shadow of the Tomb Raider (1080p, Höchste Qualität)
- Ryzen 5900x: 168 FPS
- i9-11900K: 167 FPS
- i5-11600K: 163 FPS
- Ryzen 5600x: 156 FPS
Shadow of the Tomb Raider (1440p, Höchste Qualität)
- Ryzen 5900x: 139 FPS
- i9-11900K: 139 FPS
- i5-11600K: 138 FPS
- Ryzen 5600x: 138 FPS
Shadow of the Tomb Raider (4K, Höchste Qualität)
- i9-11900K: 83 FPS
- Ryzen 5900x: 83 FPS
- i5-11600K: 83 FPS
- Ryzen 5600x: 83 FPS
"Shadow of the Tomb Raider" ist tatsächlich eines der wenigen AAA-Spiele, die etwas CPU-lastiger und in denen zumindest bei 1080p Auflösung kleinere Leistungsunterschiede auszumachen sind. So sind hier zumindest bei 1080p-Auflösung mit höchsten Einstellungen knapp 7-8 % Leistungsunterschied zwischen einem Ryzen 5900x und Ryzen 5600x festzustellen, doch zwischen dem Intel i9-11900k sowie i5-11600K liegen die Unterschiede gerade einmal bei 4%. Ab 1440p ist jedoch kein signifikanter Unterschied mehr auszumachen. Und so ähnlich sieht das auch für weitere Spiele aus, die wir getestet haben, wie bspw. "Horizon Zero Dawn", "Watch Dogs: Legion", "Red Dead Redemption 2", "Control" usw.
Tom Clancy’s Rainbow Six Siege (1080p Ultra Einstellungen)
- Ryzen 5900x: 510 FPS
- Ryzen 5600x: 507 FPS
- i9-11900K: 503 FPS
- i5-11600K: 451 FPS
Tom Clancy’s Rainbow Six Siege (1440p Ultra Einstellungen)
- Ryzen 5900x: 378 FPS
- Ryzen 5600x: 376 FPS
- i9-11900K: 375 FPS
- i5-11600K: 363 FPS
Tom Clancy’s Rainbow Six Siege (4K Ultra Einstellungen)
- Ryzen 5900x: 201 FPS
- Ryzen 5600x: 200 FPS
- i9-11900K: 199 FPS
- i5-11600K: 196 FPS
Auch bei beliebten eSports-Titeln wie bspw. „Rainbow Six Siege“, in der es vor allem auf blitzschnelle Latenzzeiten dank hoher FPS ankommt, sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Prozessoren tatsächlich kaum messbar – trotz schwindelerregender Frame-Spitzen. Hier fällt der I5-11600K mit ca. 50 FPS weniger als in der Spitzengruppe bei einer Auflösung von 1080p zwar etwas ab, doch der Leistungsabfall von knapp 10% ist absolut vernachlässigbar. Bei höheren Auflösungen verschwinden die Unterschiede ins Nichts. Auch eSportler fahren sowohl mit den neuen Ryzen- als auch den Intel-Modellen gut und ohne große Unterschiede.
Fazit zu Intels I9-11900k & I5-11600k im Gaming-Test: Kaufen oder warten?
Um es kurz zu halten: Die 11. Generation der Intel-Prozessoren bietet leider keinen signifikanten Leistungsschub, den sich viele Gamer möglicherweise erhofft haben. Gegenüber dem Ryzen 5900x bietet der 11900K zwar mit guter Kühlung auch viele Overclocking-Möglichkeiten, doch die verdamm hohe Leistungsaufnahme sowie die hohen Temperatur-Spitzen müssen definitiv in Betracht gezogen werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass der i9-11900K mit acht Kernen in den meisten nicht Gaming-bezogenen Benchmarks hinter dem Ryzen 5900x deutlich zurückfällt und teilweise sogar hinter dem Vorgänger-Modell, dem I9-10900K, der auch deutlich günstiger erhältlich ist. Angesichts des derzeit hohen Investitionsaufwand und dem möglicherweise großen Leistungssprung der Nachfolgergeneration, die voraussichtlich noch Ende des Jahres erscheint, können wir vom i9-11900K momentan leider nur abraten – gerade auch was den aktuellen Kaufpreis angeht.
Ganz anders sieht es beim i5-11600K aus. Die Mittelklasse-CPU aus dem Hause Intel ist bei den meisten Benchmarks auf dem Niveau eines Ryzen 5600x, wird vor allem ab einer Auflösung von 1440p und Ultra-Einstellungen quasi nicht mehr zum Bottleneck und bietet insgesamt eine sehr solide Leistung. Attraktiv wird der I5-11600K vor allem durch seinen Preis: Aktuell ist der i5-11600K für einen Preis von unter 250 Euro erhältlich und damit um bis zu 20% günstiger als der Ryzen 5600x. Wer seinen Rechner also sinnvoll aufrichten möchte und auf eine CPU aus dem Hause Intel bauen wird, findet mit dem i5-11600K die ideale Mischung aus Preis/Leistung. Das gesparte Geld gegenüber den Intel-Flaggschiff ist aktuell sinnvollerweise in eine starke GPU investiert.
Mainboard-Tipp: Asus TUF Gaming Z590-Plus Wi-Fi
Wir konnten die brandneuen Rocket Lake CPUs auf dem momentanen Mainboard-Flagschiff, dem ASUS ROG Maximus XIII HERO testen. Doch das exzellente, sehr gut ausgestattete und perfekt für Overclocking-geeignete Board hat mit einem Kaufpreis von fast 500 Euro natürlich auch seinen Preis und muss nicht zwangsläufig die erste Wahl sein: Denn gerade beim Kauf der empfehlenswerten Rocket Lake-Prozessoren wie dem i5-11600K oder dem i5-11400F kann man beim Mainboard-Kauf nicht nur Geld sparen, sondern erzielt auch mit Einsteiger- und Mittelklasse-Boards sehr gute Ergebnisse und Kompromisse.
Hier positioniert sich das Asus TUF Gaming Z590-Plus Wi-Fi als eine attraktive Alternative: Das Z590-Mainboard ist sowohl auf Intel-Prozessoren der 10. und 11. Generation und unterstützt nicht nur neue Features wie bspw. PCIe 4.0, sondern erlaubt euch auch den Zugriff auf bis zu 3 x M.2 Slots, von denen einer mit einer Rocket Lake-CPU Unterstützung für pfeilschnelle NVME PCIe 4.0-SSDs bietet, sowie einer nativen 20 Gb/s-Unterstützung für USB 3.2 Gen 2x2 Ports der neuesten Generation. Auch OC-DDR4-Speicher mit einer maximalen Taktfrequenz von 5133 MHz werden vom Asus TUF Gaming Z590-Plus Wi-Fi unterstützt und in den vier Speicherplätzen möglich gemacht. Wie der Name schon verrät, ist natürlich auch Wi-Fi 6, Bluetooth v5.0, 2.5 Gb Ethernet sowie ein Realtek ALC S1200A 7.1 Surround Sound Codec mit an Bord. Das Design ist eher in schlichtem Schwarz gehalten mit einigen gelb-roten Akzentuierungen der TUF-Gaming-Reihe.
Performancetechnisch hatten wir mit dem Asus TUF Gaming Z590-Plus Wi-Fi nichts zu beanstanden: Selbst beim Nutzen eines sehr powerhungrigen i9-11900K, dem Aktivieren von Adaptive Boost und der Nutzung eines Noctua NH-D15 Kühlers verharrten die Temperaturen auf einem akzeptablen Niveau, auch noch einem ausgiebigen Cinebench-Testrun. Das liegt auch daran, dass ASUS auch der TUF-Reihe zwei adäquate Heatsinks verpasst hat sowie auf 14+2 CPU-Phasen setzt. In der Spitze der Performance landet das TUF-Gaming zwar spürbar hinter dem ASUS ROG Maximus XIII HERO, doch das liegt auch daran, dass das Energie-Management des TUF-Gaming-Boards insgesamt deutlich konservativer ausfällt.
Fazit zum Asus TUF Gaming Z590-Plus Wi-Fi
Mit einem aktuellen Kaufpreis von knapp über 200 Euro hat das Asus TUF Gaming Z590-Plus Wi-Fi fast alle wichtigen Features der Rocket Lake-Generation an Bord und bietet diese zu einem attraktiven Kaufpreis: Im Test selbst verhält sich das Board unauffällig solide und liefert genug Leistung, vor allem für bei empfehlenswerten Rocket Lake-CPUs wie dem i5-11600K. Mit schnellen PCIe 4.0 Steckplätzen, Unterstützung für NVME PCIe 4.0 SSDs, einem Wi-Fi 6-Anschluss uvm. sollte das Board die meisten Wünsche bedienen. Lediglich Käufer*innen, die sich einen i9-11900K angeschafft haben und den soweit wie möglich übertakten möchten, stoßen beim eher konservativen Energie-Management des Boards schnell an ihre Grenzen.